Montag, 13. Februar 2023

Der Fall Simone Haller



Abschlussbericht im Fall von Simone Haller.

Vor gut sieben Wochen kam die neunundzwanzigjährige Patientin Simone Haller zu uns in die geschlossene Anstalt für psychisch auffällige Straftäter*innen. Frau Haller, geborene Schmidt, hatte ihren Ehemann niedergeschlagen, seine Kleidung zerrissen und ihn danach so sehr mit ihren Fingernägeln zerkratzt, dass dabei über fünfzig Prozent seiner Haut beschädigt wurden. In ersten Gesprächen mit der Polizei wurde Simone H. verhaltensauffällig und griff die Beamten an, nachdem sie für einen kurzen Moment entsetzt und verängstigt zu ihnen herüber geschaut hatte. Ein vernünftiges Gespräch war mit ihr zu diesem Zeitpunkt nicht möglich gewesen und nach ihrer Attacke auf die Polizisten, sperrte man sie in eine Zelle und beantrage ein psychologisches Gutachten im Eilverfahren. Der Kollege, Dr. Prof. Hermann Tiez, untersuchte sie bereits am nächsten Tag. Frau Haller musste jedoch in Handschellen gelegt und festgehalten werden, da sie sich auch an diesem Tag noch als äußerst aufgebracht und aggressiv darstellte. Insgesamt fünfzehn Stunden Gesprächsversuche und einige Blutergebnisse später, stellte Dr. Tiez die vorläufige Diagnose. Paranoide Schizophrenie in Verbindung zu einer stark ausgebildeten Trypophobie und dahingehenden Halluzinationen.

Zum Verständnis: Trypophobie ist ein Ekel oder die irrationale Angst vor einer unregelmäßigen Ansammlung an Löchern.

Dr. Tiez veranlasste eine sofortige Einweisung in unsere Einrichtung und gab nach einem kurzen Gespräch diesen Fall an uns ab.

Frau Haller erreichte uns dann drei Tage später in einem völlig desolatem Zustand. Sie hielt angeblich schon über achtundvierzig Stunden lang die ihre Augen durchgehend krampfhaft geschlossen und die Hände waren aufgrund ihrer wehrhaften Reaktionen nach wie vor mit Handschellen auf dem Rücken fixiert gewesen, was die Versorgung der jungen Frau und ihren Transport hierher zusätzlich erschwert hatten.

Die ersten Gespräche, die ich persönlich mit ihr führte, waren jedoch recht vielversprechend. Durch das Schließen ihrer Augen und somit der Stilllegung möglicher Trigger, hatte sie sich selbst etwas beruhigen können. Sie begann, wie bei Dr. Tiez, von ihrer Phobie zu berichten, die seit einigen Wochen immer stärker wurde. Und nach und nach dann auch von den rätselhaften Ereignissen, die letztendlich zu ihrer Straftat, der massiven Körperverletzung ihres Mannes, geführt hatte. Ich merkte ihr sofort an, wie unangenehm ihr die eigenen Worte waren, so als würde sie selber wissen, wie unglaubwürdig sie dabei klänge.

Simone H. erklärte, dass sie an Trypophobie leide und das ihr in letzter Zeit immer mehr von diesen merkwürdig erscheinenden Löchern aufgefallen waren. Bis zu einem Tag, an dem selbst dort welche zu sehen waren, wo eigentlich keine sein sollten. In der Zeitung. In der Wohnzimmerwand. In der Badewanne. Oder sogar dem Essen. Sie zählte noch eine Vielzahl weiterer Beispiele auf, wobei sie sich bei jedem Punkt vor Ekel und Abscheu schüttelte. Dann berichtete Frau Haller von der Nacht, in der sie ihren Ehegatten niederschlug und warum sie ihn so zugerichtet hatte. Simone hatte an diesem Tag unglaublich widerwärtige Halluzinationen von Löchern gehabt und das in einer Masse, die nur schwer für sie zu ertragen gewesen seien und sie schließlich dazu zwang, zusammengekauert und mit geschlossenen Augen auf ihren Mann zu warten. Doch als sie diesen, am späten Abend hörte, riss sie die Augen auf und rannte panisch weinend zu ihm, in der Hoffnung er könnte ihr helfen. Als sie ihn jedoch sah, wurde sie nach eigenen Angaben fast verrückt bei dem Anblick, der sich ihr dort bot. Die gesamte Haut ihres Partners war durch und durch mit kleinen Löchern übersät. In einem Anflug von Panik schlug sie ihn mit dem nächstmöglichen Gegenstand, den sie finden konnte nieder und versuchte anschließend panisch ihn durch das Aufkratzen seiner Haut, von diesen Löchern zu befreien. Was ihr nicht gelang. Sie merkte spät, dass sie sich die Löcher scheinbar eingebildet haben musste, denn egal wie stark und tief sie die Haut ihres Mannes aufriss, blieben sie an Ort und Stelle. Dabei hatte sie diese nicht mal an ihren Fingern spüren können, während sie ihren bewusstlosen Gatten bearbeitet hatte.

Als ihr dies langsam klar wurde, rief sie einen Krankenwagen, erzählte was sie getan hatte und sank weinend zusammen. Als Krankenwagen und Polizei die Wohnung betraten und sich um den bewusstlosen Mann und die schluchzende Frau kümmern wollten, attackierte sie die Beamten und wurde in Haft genommen. Ihren Aussagen zufolge, wollte sie sich jedoch nur wehren, da auch die Gesichter der Polizisten voller Löcher gewesen seien.

Nach unserem Gespräch bot ich der Patientin an, erst einmal hier bei uns zu bleiben, so das wir uns gemeinsam um das Problem kümmern könnten. Sie willigte ein, mit der Voraussetzung die Augen geschlossen halten zu dürfen. Zusammen arbeiteten wir ein Konzept aus, welches ihr erlauben würde, sich mit einer speziellen Schlafmaske fortzubewegen und selbst pflegen zu können. Da sie sich nach dieser Einigung beruhigt hatte, konnte auf die Handschellen verzichtet werden, sobald sie ihren Raum bezogen und die Maske angelegt hatte.

In den nächsten zwei Wochen sprachen wir viel über ihre Vergangenheit und darüber, seit wann sie an ihrer ausgeprägten Trypophobie litt. Ich fand heraus, dass sich ihre Phobie erst vor ein paar Jahren das erste Mal geäußert hatte, damals aber noch schwach gewesen sei. Erst vor ein paar Wochen dann, habe sich dies geändert und war danach immer stärker geworden, bis es inzwischen wahnhafte Züge angenommen hatte. Ihr Mann, so sagt sie, hatte mit der Situation ebenso hart zu kämpfen gehabt und sie unterstützt, wo er nur konnte. Immer wenn sie von ihm erzählte, fing sie an zu weinen. Es war unübersehbar, dass ihr das unendlich leid tat, was sie ihm in jener Nacht angetan hatte. Herr Haller lag nach wie vor im Krankenhaus und konnte wegen seiner Schmerzen nicht herkommen, war aber auf dem Weg der Besserung, wenn auch langsam.

Ich hatte wirklich den Eindruck wir machten gute Fortschritte, bis eine radikale Änderungen eintrat. Ich hatte bereits meinen Dienst beendet und war Zuhause angekommen, als mich ein Anruf meiner Einrichtung ereilte. Frau Haller sei mit einem Male völlig durchgedreht und die Pfleger hatten sie nicht mehr beruhigen können. Ich fuhr sofort zurück in die Anstalt und fand die Patientin vor, wie sie von fünf Mitarbeiter*innen zu Boden gedrückt werden musste. Dies jedoch hinderte sie nicht daran, sich wie eine Besessene zu wehren, zu schreien und zu drohen. In erster Linie empfand ich ihr Verhalten als äußerst aggressiv, verstand aber schnell, dass die pure Angst aus ihr sprach. Doch nun war sie gerade dabei, sich und andere dadurch zu gefährden und darum entschied ich mich, ihr Triazolam zu verabreichen. Ein Recht schnell wirksames Benzodiazepine und ordnete, nach dem sie sich beruhigt hatte an, nach Bedarf mit Oxazepam weiter zu therapieren, um eine längere Wirkdauer zu erreichen.

In den folgenden Tagen sprach sie davon, dass sich etwas Entscheidendes geändert hätte, was ihr ein Leben ohne starke Medikation unmöglich machen würde. Sie erzählte, dass sie nun nicht mehr nur diese Ansammlung von Löchern sah, sondern nun auch noch fühlte. Egal was sie anfasste, alles fühlte sich an, als wäre es voller abartiger Löcher. Ich erklärte ihr, dass wir dadurch einen Punkt erreicht hätten, der problematisch werden würde. Das Oxazepam schien zu helfen, war jedoch für eine dauerhafte Therapie ungeeignet, da sich nach einiger Zeit eine starke Sucht daraus entwickeln könnte und ich zweifelte, dass andere, stärker sedirende Medikamente, angebracht für sie sein würden. Bei dem Gedanken daran, dass ich ihr das Medikament entziehen könnte, bekam sie eine heftige Panikattacke und ich versprach ihr, die Therapie so lang wie möglich beizubehalten. Das beruhigte sie und mit den Medikamenten konnte sie in den folgenden Tagen wieder ein Stück weit Normalität in ihren Aufenthalt bringen.

Aber ein paar Tage später eskalierte die Situation erneut. Dieses Mal während meiner Anwesenheit im Gebäude. Sie hatte darüber geklagt, dass die Medikamente nicht mehr wirken würden und sie wieder all die Löcher sehen und fühlen könnte. Schwach, aber sie wären da. Frau Haller bekam einen Tobsuchtsanfall, als ihr die Pfleger eine Erhöhung der Dosierung ablehnten. Als ich bei ihr ankam, durfte ich miterleben, wie sich die Patientin aus Angst und Wut in Rage redete, dann plötzlich innehielt, sich die Ohren zuhielt und mit aller Kraft schreiend zusammen sackte.

Trotz anschließend erhöhter Medikation war sie aus diesem neuen Zustand nicht mehr herauszubekommen. Meist schrie Frau Haller wirres und unzusammenhängendes Zeug, doch manchmal verstand ich, was sie uns zu sagen versuchte. Scheinbar hatte ihr Wahn, eine ganz neue Dimension erreicht. Es schien so, als wäre die Ursache ihrer neuen Panik, dass sie nun auch noch Stimmen und Geräusche aus jenen Löchern hörte, die sie sich einbildete. Einmal sogar, hatte sie kraftlos angedeutet, etwas sich darin bewegen zu sehen.

Wir hatten keine andere Wahl als ihr stärkere Beruhigungsmittel zu verabreichen und sie in ihrem Bett zu fixieren. Im Laufe der folgenden Tage, die für alle Mitarbeiter eine Belastungsprobe waren, traten die ersten Wunden an ihrem Körper auf. Da sie nach wie vor sediert und fixiert gewesen war, rückte die Nachtpflege in Verdacht Frau H. in irgendeiner Form misshandelt zu haben. Das, nach der Beurlaubung des infrage kommenden Pflegepersonals, die Vorfälle nicht endeten, kann entweder bedeuten, dass diese unschuldig an den Wunden waren, oder das sie durch erneute Taten von jemand anderem gedeckt wurden. Eine Befragung der Patientin war in ihrem Zustand nicht möglich gewesen und der gerufene Arzt hielt die vielen kleinen Wunden für Bisse von Insektenlarven oder ähnlichem. Ein noch am selben Tag herbestellter Schädlingsbekämpfer konnte jedoch nichts dergleichen im gesamten Gebäude finden.

Eine Woche verstrich, in der sich der körperliche Zustand der Patientin drastisch verschlechterte und ich entschied, zwar die Gurte beizubehalten, aber die Medikation abzubrechen um sie in den nächsten Tagen zu den Wunden befragen zu können.

Dazu kam es jedoch nie. Simone Haller verstarb noch in derselben Nacht. 

Leider werden wir nun wohl nie herausfinden, wie ihre verschiedenen Krankheiten zustande gekommen waren und welche Ängste und Schmerzen sie dadurch hatte erleiden müssen. Eine Schuldunfähigkeit im Falle ihres Mannes können wir jedoch, nach dem, was wir anschließend in ihrem Raum fanden, zweifelsfrei festlegen.

Man fand sie früh morgens in einer Ecke ihres hell erleuchteten Zimmers und die Pflegerin, die sie dort vorfand, musste inzwischen in psychologische Betreuung und hat ihre Kündigung eingereicht. Auch kein Anderer von uns wird hier wohl je wieder vergessen können, was wir in diesem Raum vorgefunden haben. Frau Haller lag tot in einer Lache ihres eigenen Blutes. Sie hatte sich die Augen ausgekratzt, ihre Ohren verletzt und sich im Anschluss scheinbar ihre Finger selbst abgebissen, die nun wirr verteilt um ihre Leiche herum verstreut lagen. Vermutlich war sie nachts wach geworden und hatte das Licht eingeschaltet, um sich zu orientieren. Dann, beim Anblick und ertasten ihrer, im Wahn fantasierten Löcher musste sie nun diese so unglaubliche brutale Selbstverstümmelung begangen haben. Dem Risiko zu verbluten zum Trotz, was dann schließlich auch ihr Ende bedeut hatte. Die Gurte an ihrem Bett, die sie eigentlich dort festhalten und vor solchem Verhalten hätten schützen sollen, waren allesamt von diesen unerklärlichen kleinen Bissspuren durchtrennt worden, die wir zuvor auf ihrer Haut hatten feststellen können. Und wie uns der Gerichtsmediziner inzwischen mitteilte, hatten diese unbekannten Tiere nach den Gurten auch nicht damit aufgehört, weiter an ihr zu nagen. In den Bereichen, in denen der Arzt ganz folgerichtig die Gurte vermutet hatte, entdeckte er eine Vielzahl an madengroßen Löchern, die sich in das Fleisch der Toten gegraben hatten. Diese Löcher gingen ihr bis zu den Knochen und wären vermutlich auch schon ohne ihre Selbstverstümmelung tödlich für sie ausgegangen. Jedoch konnte der Mediziner keinerlei organische Rückstände finden, oder sonstige Anhaltspunkte für Insekten oder ähnlichem Getier, was bislang stark gegen die These von Bissen spricht.

Wir haben Herr Haller über den Tod seiner Frau informiert und die Kriminalpolizei hat inzwischen alle Patienten und Mitarbeiter befragt.


Persönliche Anmerkungen:

Ich werde zukünftig alle Fälle mit Trypophobie meiden und an meine Mitarbeiter weiterleiten. Ich habe während der Behandlung von Frau Haller und der Recherche zu ihrem Fall, scheinbar eine eigene Trypophobie entwickelt...



















Freitag, 3. September 2021

Krank

(Diese Kurzgeschichte gibt es auch als Hörspiel auf YouTube. Einfach dem folgenden Link anklicken: https://youtu.be/kHS_20uE4P8 )




England. März 1900.

Ungeachtet dessen, dass ich die Gelegenheit bekommen hatte, mit der beeindruckenden RMS Oceanic hierher reisen zu dürfen, war ich noch beeindruckter von der uralten Stadt, an dessen Hafen wir angelegt hatten. Mit ihren erhabenen viktorianischen Bauten und den Giebeldächern, präsentierte sich das schöne alte England von seiner besten Seite. Im Hafen wurde ich bereits erwartet und anhand dessen, wie Oberwachtmeister Howard B. Bancroft mich ansprach, als ich von Bord des Schiffes ging, hätte jeder Leihe bereits erkennen können, dass ich eine wichtige Koryphäe auf meinem, zugegebenermaßen im okkultem Spektrum angesiedelten, Themengebiet war und man mich darüber hinaus schon sehnlichst erwartet hatte. Er und ein paar weitere Polizisten führten mich durch ihre wunderschöne Stadt und zeigten mir die verschiedensten Gegenden. Bancroft erzählte mir von den Problemen, die diese Stadt heimsuchten und derer furchtbaren Auswüchse ich habhaft werden sollte. Seit Anfang des neuen Jahrhunderts wurden laut ihm immer wieder schreckliche Kreaturen in der Stadt gesichtet, die nicht nur für Angst und schrecken sorgten, sondern auch noch die Bevölkerung mit etwas infizierten, dass sie selbst zu höchst infektiösen Krankheits-Verteilern machen würde. Diese befallen Menschen machten wiederum ihre gesamte Umgebung binnen Sekunden todkrank, ehe sie irgendwann selbst daran verstarben. Anfangs waren es nur wenige dieser Monstrositäten gewesen, doch die Vorfälle hatten sich seitdem enorm gehäuft. Wie als hätte man es dazu aufgefordert, tauchte hinter der nächsten Ecke eines dieser Geschöpfe auf und ersparte damit dem Ordnungshüter, die Beschreibung dieser Wesen auch nur zu versuchen. Es war eine gar widerliche Gestalt, die sich mühsam über den Boden zog. Der vordere Teil oder Oberkörper, sah aus wie der eines kranken, von Blasen übersäten und langsam zerfallenden Menschen, dem außer ihrer schmerzerfüllten Bewegungen und dem leidenden Gesichtsausdruck nichts Lebendiges mehr anhaftete. Der Unterkörper jedoch, und das war das eigentlich interessante an diesem Ding, erinnerte eher an das Ende einer Kaulquappe, nur das es viel größer war. Die Kreatur zog ihren schleimigen Hinterleib kräftezehrend hinter sich her und stöhnte dabei unmenschliche Geräusche. Ich wollte mir das Ganze näher anschauen, doch die Anderen hielten mich zurück und warnten mich harsch. Eine Berührung allein würde ausreichen, um mich krank und infektiös zu machen. Trotz des rechtzeitigen Eingriffes der Beamten, war ich jedoch nah genug an die Kreatur herangekommen, um dessen widerlichen Gestank zu vernehmen, den sie ausströmte. Es war eine extreme Mischung aus Verwesung und Brackwasser, die mir für kurze Zeit den Atem nahm und mir die Sinne raubte. Die Polizisten, auf einen solchen Fall vorbereitet, nahmen ihre Fackeln die sie mitgebracht hatten und verbrannten das Wesen, welches sich noch eine Weile lang im Feuer wandte ehe es darin verendete. Ich ließ mir, nachdem ich mich wieder gefangen hatte, eine genaue Beschreibung geben, wo es die meisten Sichtungen gegeben hatte und verlangte, dorthin geführt zu werden, was die Gesetzeshüter ohne zu zögern taten. In besagtem Bereich angekommen begann ich mit meinen Nachforschungen. Der Geruch dieser Kreaturen hatte sich in diesem Stadtviertel bereits unauslöschlich festgesetzt und viele der Anwohner waren entweder fort gegangen oder Tod. Nur einige sture und hartgesottene Einwohner, höheren Alters, waren noch hier verblieben und verbarrikadierten sich in ihren Häusern. Auf einer niedrigen Brücke, die über einen sanft dahin plätschernden Fluss führte, fiel mir erstmals eine leicht schwärzliche Färbung auf, welche einen genauso übel riechenden Gestank aufwies, wie das Monster, welches ich vorhin kennengelernt hatte. Und als ich auf der Wasserseite des Geländers dann auch noch viele weitere dieser Spuren fand, entschloss ich mich, mit den Polizisten gemeinsam flussaufwärts zu gehen, um weitere Übergänge und das Ufer zu untersuchen. An jeder Brücke fanden sich weitere Spuren dieser dunklen Pestmasse, bis sie in einem Viertel angelangt waren, in dem es eigentlich noch gar keinen Vorfall gegeben hatte, was mir komisch vorkam, da es hier besonders viele dunkle Spuren gab. In direkter Nähe, des nun reißenden Flusses, entdeckte ich schlussendlich ein verlassen wirkendes Haus, welches laut der Beamten schon länger leer stand, und einer inneren Eingebung folgend machte ich mich bereit, dieses alte Anwesen zu betreten. In Anbetracht des, inzwischen bekannten, Gestankes dieser Wesen, hatte ich allen Männern empfohlen, sich etwas Stoff vor Nase und Mund zu halten, bevor ich die Tür öffnete. Und dennoch wurden wir alle fast ohnmächtig, bei dem fürchterlichen Gerüchen die uns aus dem, seit langem das erste Mal geöffnetem, Eingang entgegenströmten. Innen war es dunkel und modrig. An Boden und Wänden konnte man überall diese schwärzlichen Flecken sehen, die wie Pilze alles überwucherten und unter sich zersetzten. Teile der Innenwände waren schon so sehr in Mitleidenschaft gezogen worden, dass wir durch ein mannshohes Loch in einen großen Nebenraum blicken konnten, in dessen Finsternis sich etwas zu bewegen schien. Die Wachmänner entzündeten erneut ihre Fackeln und gemeinsam mit ihnen begab ich mich tiefer in das Gebäude. Als wir mit dem Fackellicht in besagtem Raum angelangt waren, überkam uns blanker Ekel und entsetzen. Die Wände dieses Raumes hatten durch den Befall dieser Wesen bereits eine gänzliche pechschwarze Färbung angenommen und in der Ecke, von der alles auszugehen schien, kauerte ein gewaltiges und besonders groteskes Exemplar dieser alptraumhaften Kreaturen. Mit Schrecken mussten wir feststellen, dass dieses Ding ein Gelege aus schleimigen Eiern zu schützen versuchte. Dabei machte es einen eher ängstlichen Eindruck auf uns, was das Grauen jedoch keinesfalls zu schmälern drohte und mich in nur noch mehr seinen Bann zog. Ich könnte nicht wegsehen, bis ich einen der Wachmänner, unweit von mir entfernt vernahm, der uns zu sich rief. Ohne den Blick gänzlich abzuwenden ging ich zu dem Polizisten, während die anderen mit ihren Fackeln das Vieh an der Wand in Schach hielten. Bei dem Beamten angekommen zeigte dieser auf die offene Tür, vor der er zum Stehen gekommen war. Es handelte sich um Durchgang und Treppe zum Keller, der jedoch komplett überflutet war. Irgendwo dort unten musste es einen Durchbruch zum Fluss gegeben haben. Ich brachte im Kopf sorgfältig die ganzen Puzzleteile zusammen und setzte anschließend die Wachmänner über meine Theorien in Kenntnis. Ich erklärte, dass dieses weit größere Ding hier in diesem Raum, für die Zeugung dieser widerlichen Kreaturen verantwortlich sein dürfte, und das ihre Jungen auf der Suche nach Nahrung, durch den Keller in den Fluss gelangt waren, wo sie schwach und unwissend, von den Strömungen flussabwärts getrieben worden sein mussten. Bis sie am Ausgangspunkt meiner Forschungen haben an Land gehen können, da dort die Strömung am schwächsten war.

Ich empfahl eine Tötung dieser unheiligen Brutmutter und eine umfassende Säuberung dieses verdorbenen Ortes durch ein kontrolliertes Feuer. Die Beamten, so schien es, hatten Angst davor wie dieses gewaltige Wesen reagieren würde, wenn man auf es oder ihre Eier schießen würde. Und da sie allesamt aus dieser Angst heraus in eine starre verfallen waren, nahm ich kurzerhand dem Oberwachtmeister seine Waffe ab und erschoss das große Geschöpf selbst. Aus ihrer Schockstarre befreit, zerschossen die anderen dann das Gelege, bis kein Ei mehr ganz war. Anschließend verschlossen wir die Kellertür und gingen wieder Richtung Eingang. Auf unserem Weg nach draußen zündeten wir mit den Fackeln das ganze verfluchte Gebäude an und verbarrikadierten von außen die Tür ins freie, so das nichts und niemand dort herein- oder herauskommen könnte, bis das Anwesen völlig verbrannt sein würde. Während wir dem Haus beim brennen zusahen, begann plötzlich ein irrsinniges und schmerzerfülltes Kreischen aus dem Inneren des brennenden Gebäudes. Ich wurde blass als ich realisierte, dass es sich um die Kreatur handeln könnte, die ich noch vor kurzem Erschossen zu haben glaubte, die jedoch unverkennbar noch am Leben zu sein schien und Höllenqualen dabei erlitt, an der Seite ihrer toten Kinder, lebendig zu verbrennen.

In das unmenschliche Geschrei stimmten zugleich mehrere Dutzend ähnlicher Schreie ein, die in der gesamten Stadt verteilt zu sein schienen und das wahre Ausmaß andeuteten, welches diese Plage bereits angenommen zu haben schien. Das dröhnende Crescendo aus Kreischen und Geheul, das nun von allen Seiten auf uns einschlug, wurde so unerträglich laut, dass ich mir unweigerlich Augen und Ohren zuhalten musste, um nicht den Verstand zu verlieren. Eine nasse Berührung an meinem rechten Bein ließ mich jedoch zu Boden sehen und ich erschauderte bei dem Anblick eines dieser Wesen, wie es mein Bein fest umschloss und mich mit einem Blick der Genugtuung ansah, wie ich es mir bei ihren leblosen Gesichtern, nie hätte vorstellen können. Die Schwärze, die sich nun auf mein Bein legte und langsam durch die Kleidung und an mir hochkroch, fühlte sich an als zersetzte sie langsam aber sicher meine Haut unter sich, ohne jedoch zu schmerzen. Viel mehr umspannte mein Bein dort eine angenehme Kühle, die mich um so mehr zwischen Panik und Verwunderung gefangen hielt. Als ich Hilfe suchend hochschaute, sah ich in das panisch rufende Gesicht Bancroft's und nahm die Hände von meinen Ohren um zu verstehen, was er da rief.

Ich hätte mir jedoch gewünscht es nicht gehört zu haben. Denn der Mann, mit dem ich gerade noch zusammen gearbeitet hatte, befahl seinen Leuten mich so schnell wie nur irgend möglich zu erschießen. Einer göttlichen Fügung gleich, blieb dies jedoch aus. Bancroft's Männer rangen nach Luft und wanden sich, als wären sie in einem Kampf mit sich selber verwickelt. Und der Oberwachtmeister selbst war unbewaffnet, seit ich ihm in dem Haus seine Waffe abgenommen hatte. Ich hob die Waffe und erschoss Oberwachtmeister Howard B. Bancroft, bevor er noch seinen Mut wiederfinden und mich angreifen könnte. Anschließend riss ich mich von der Kreatur los und rannte davon. Seit dem verstecke ich mich. Ich bin noch nicht krank geworden und der schwarze Fleck scheint zurückzugehen. Aber der Hunger plagt mich und ich frage mich, ob ich schon wieder unter die Leute gehen und mir etwas zu Essen und zu Trinken organisieren könnte...











Freitag, 30. Oktober 2020

Schmetterlinge



Nicht...lachen. Nicht...lachen." Angestrengt saß ich in der vollen U-Bahn und versuchte den Typen auszublenden der, scheinbar besoffen, sehr angeregt mit seinem Spiegelbild diskutierte. "Nicht lachen". Alles in meinem Körper verkrampfte sich bei dem Gedanken an die Schmerzen, die es in mir auslösen würde, wenn ich diesem Impuls nachgäbe. Denn jedes Mal wenn ich lachen musste, überrollten mich wogende Wellen von Schmerzen, am ganzen Leib. Und zwar NUR wenn ich lachte. So war es schon seit Wochen. Die Ärzte wussten nicht was los war und hielten mich für kerngesund. Sie schoben es auf meine, ohnehin schon angeschlagene, Psyche und überwiesen mich zu einem Psychiater. Ich ging nicht hin. Das war schließlich keine Kopfsache. Der Schmerz war echt! Und er wurde von Mal zu Mal schlimmer. Anfangs war es nur ein leichtes brennen auf der Haut, welches ich noch mit Humor nahm. Denn seit ich denken kann, sagte meine Mom jedes Mal, wenn es etwas zu lachen gab, ich würde lachen wie der Sonnenstrahl. Da war es doch blanke Ironie, dass genau dieses Lachen, auf meiner Haut schmerzte wie ein Sonnenbrand. Inzwischen aber, fühlte es sich bei jedem Lachen so an, als ob Muskeln und Sehnen im Innern, von Rasierklingen zerrissen würden. Die Angst davor, einfach mal loszulachen stieg ins Unermessliche. Auch an Arbeit war so nicht mehr zu denken. Meine Forschungen in der Lepidopterologie, oder Schmetterlingskunde, mussten wohl oder übel erstmal warten. Genauso wie meine kleinen Lieblinge dort. "Nicht lachen!" Musste ich mir erneut ins Gedächtnis rufen, als der Spiegeltyp, wild gestikulierend, auf den Boden plumpste, danach so tat als wär nichts gewesen und seine Unterhaltung mit sich selbst fortsetzte. Ich liebte Schadenfreude und schwarzen Humor. Hatte sogar teilweise richtig bösen. Und so musste ich mich stark zusammen reißen, um nicht mit den anderen mitzulachen. Doch ein kleines Kichern kam mir dennoch über die Lippen. Sofort hüllte mich ein Schub unvorstellbarer Schmerzen ein und ich schrie so laut auf, dass ich fast das Bewusstsein verloren hätte. Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich in die vielen entsetzten Gesichter der anderen Fahrgäste, die mich ansahen, als ob sie einen Geist gesehen hätten. Einer von ihnen, ein Mann mittleren Alters, kam zu mir und ich hörte nur seine sehr entfernt und dumpf klingende Stimme fragen, ob alles okay wäre. Er zeigte auf mein Gesicht und mein Shirt und erst da fiel mir auf, dass mir die Nase bluten musste. Denn mein Oberteil war schon ganz rot vor Blut. Während mir der freundliche Herr ein Taschentuch reichte, hörte ich, weiterhin mehr schlecht als recht, wie er den anderen berichtete, dass auch meine Augen rot, oder blutig seien. Als ich dann noch glaubte, dass Wort Krankenwagen vernommen zu haben, stammelte ich laut, dass ich keinen Krankenwagen bräuchte. Das es etwas Chronisches sei. An der nächsten Haltestelle verließ ich wackelig den Wagon. Vorbei an den mitleidig drein blickenden Menschen und dem Selbstunterhalter, dem es wohl die Sprache verschlagen hatte. Eigentlich hätte ich noch eine Station weiter fahren müssen, aber ich wollte einfach da raus. Nur jetzt durfte ich den Rest nach Hause laufen. Humpelnd und zittrig, machte ich mich auf den Weg. Etwa auf halber Strecke fing es leicht zu regnen an und ich ertappte mich dabei wie ich mir dachte, dass es auch schlimmer hätte kommen können und schon wenige Minuten später hasste ich mich dafür, recht zu haben. Drei junge Männer, ihrem Aussehen und Verhalten nach zu urteilen eher aus dem rechten Spektrum, nähern sich mir zügig und begannen auf mich einzureden, warum ich denn humpeln würde und ob ich nicht wisse, dass für Krüppel und Schwache kein Platz sei in dieser Welt. Ich versuche sie zu ignorieren, was sie nur noch munterer machte. Wie Wespen umkreisten sie mich und wollten mich provozieren. Doch als sie sahen, dass ich nicht drauf einging, verloren sie die Geduld und warfen mich zu Boden. Während sie nun munter auf mich eintraten, kam mir der Gedanke, dass dieser Schmerz hier, NICHTS ist, im Vergleich zu den Qualen die ich beim Lachen aushalten musste. Inmitten dieser Ironie, hielt ich es nicht mehr aus und fing an, laut und ungehemmt zu lachen. Nicht einmal die unbeschreiblich grausamen Schmerzen, das Platzen der Haut oder das Knacken der Knochen ließen es verstummen. Das, mit meinem Gelächter, aus mir heraussprudelnde Blut, vernebelte mir die Sicht und mir wurde erst rot, dann schwarz vor Augen. Und das Letzte, was ich noch hören konnte, waren die Schreie der drei anderen. Am nächsten Tag, fand man dort nur noch vier Leichen. 

Wie ich euch das alles hier dennoch erzählen kann?
Nun. Sagen wir mal so. Manche Wesen, müssen erst einmal ihren Kokon verlassen, um etwas.. Größeres zu werden.
Und Lachen.. ist befreiend...







Freitag, 6. Dezember 2019

Die Diamantenmine

(Diese Creepypasta ist meinen Lesern und Follower gewidmet, die mitmachen konnten und Worte nennen durften, aus der ich eine Geschichte schreiben musste. In der Geschichte habe ich diese Rot markiert. Danke an alle die mitgemacht haben und viel Spaß an alle Leser Und Leserinnen. )

Sexy. Dachte ich und schaute an mir herab. Der plötzlich einsetzende Nebel vermischte sich mit dem feinkörnigen Wüstensand an meinem Körper zu einer hartnäckigen dünnen Schlammkruste und ein weiteres mal in meinem Leben musste ich mich damit abfinden, dass meine Planung eine absolute Katastrophe gewesen war. Nicht nur das ich auf eine solche Situation nicht vorbereitet war. Sondern auch, dass ich dazu noch verpeilt hatte, mir eine zuverlässige Begleitung zu suchen, die mich bei diesem Unterfangen hätte unterstützen können. So stand ich nun mutterseelenallein hier vor dieser alten Diamantenmine im Sperrgebiet Nationalpark, am Rande der Wüste Namib. Die Einsamkeit dieses Ortes war erdrückend und bis auf ein einzelnden Baum, bei dem es sich meines Wissens um ein Kameldornbaum handeln müsste, recht Kontrastarm. Ich war auf meiner Fahrt hierher an einigen Geisterstädten vorbei gekommen und nun wollte ich hier, ohne Genehmigung und ganz alleine, meilenweit entfernt von jeglicher Zivilisation in eine alte, seit Jahren verlassene Mine gehen. Nicht sehr klug, ich weiß. Aber als ich während meines Urlaubs auf Wangerooge von einer zuverlässigen Quelle von diesem Ort gehört hatte, brach ich den Urlaub dort ab, kratzte alle Geldmittel zusammen die ich noch zur Verfügung hatte und flog hier her. Nur um hier vielleicht noch etwas forschen zu können, bevor es richtig publik werden würde, was zwei Lost Place begeisterte Urban Explorer hier vor ein paar Tagen entdeckt haben sollten.
Ich ging zum Eingang der Mine und nahm einen kräftigen Schluck aus meiner Thermosflasche. Spuckte den Inhalt aber beinahe wieder aus, als mich ein paar herausströmende Zwergfledermäuse überraschten. Ich musste selbst über mich Lachen. Einerseits ein abenteuerlustiges Teufelsweib und auf der anderen Seite schon panisch, bevor es überhaupt richtig los gegangen war. Aber ein Rückzieher kam nicht mehr in Frage. Ich brauchte das! Nicht nur für mich, sondern vor allem weil das DIE Gelegenheit war, meinem Chef bei der Zeitung zu beweisen das ich mehr war als nur irgend eine lokale Klatschreporterin. Außerdem fande ich den Fund selbst auch äußerst interessant. Ein Internetkontakt von mir, der sich selbst Jinchuuriki nannte, hatte mir die Nachricht der beiden Entdecker gezeigt und sich für diese verbürgt. Er selbst genoss schon seit Jahren mein Vertrauen als Quelle für kuriose Informationen, die sich immer als wahr herausgestellt hatten und mir nur deshalb kein Erfolg beachten, weil ich immer zu spät am Ort des Geschehens aufgekreuzt war. Aber diesmal schien es endlich anders zu sein. Es war kein Mensch weit und breit. Ich verstaute die Flasche wieder, aktivierte die Taschenlampe und ging hinein.
Es dauerte nicht lang und ich kam an der ersten Markierung vorbei, welche die beiden Urban Explorer hier hinterlassen hatten und mir nun den Beweis lieferte, das sie zumindest tatsächlich hier gewesen waren.
Die Euphorie über diese Entdeckung, überlagerte das mulmige Gefühl, welches die immer tiefer reichenden Pfade im innern dieser Mine in mir auslösten. Ich wollte sie sehen. Diese Steintafel von der sie berichtet hatten. Eine Steinplatte auf der ein Bildniss eines Nikolaus oder Weihnachtsmannes zu sehen sein sollte. Hier in Afrika. In einer uralten unterirdischen Kammer, die nur durch Zufall entdeckt worden war. Das wäre eine wahnsinnige Erkenntnis, wenn die Märchen und Weihnachtsgeschichten doch mehr Hintergrund hätten, als wir dachten. Vielleicht gab es Dinge, die weitergetragen wurden und die die Menschheit einfach vergessen hatte. Dieser Bericht würde mich an die Spitze des Journalismus befördern. Ich folgte den Beschreibungen der Jungs mehrere hundert Meter in diese alte Diamantenmine und als die Taschenlampe zu flackern begann wusste ich, dass ich fast angekommen war. Ich schaute nach rechts und sah den relativ frischen Einbruch in der Wand, so wie es in meinen Notizen stand. Ich holte eine Fackel aus meinem Rucksack und zündete sie an. Zumindest DARAN hatte ich gedacht. Jinchuuriki hatte mir erklärt, das die beiden Entdecker ab hier keine Videoaufnahmen mehr hätten machen können und die Taschenlampen ebenfalls ihren Dienst quittiert hatten, so das sie nur mit einer Fackel weitergehen konnten. Ich fand es zwar komisch und hatte die Befürchtung, es könnte sich DOCH nur um ein Streich handeln, besorgte aber dennoch ein paar Fackeln, wenn ich mir schon die Mühe machte hierher zu kommen. Vor der Reise hierher hatte ich mir mehrere Modelle von Fotoapparaten eingesteckt und hoffte, dass wenigstens einer davon hier funktionierte, sonst würde ich die Steintafel abmalen müssen. Ich schritt weiter voran und kam letztendlich an der besagten Steintafel an. Überglücklich und erstaunt, wie groß sie doch war und wie viele eingravierte Symbole und Zeichnungen sich auf ihr befanden ging ich näher ran.
Mir fiel sofort jene große Figur auf, die die beiden Urban Explorer als Nikolaus bezeichnet hatten. Es stimmte. Aber zugegebenermaßen erinnerte es mich mehr an meinen gruseligen Nachbarn, den ich nur selten zu Gesicht bekam. Er war ein wahrer Hypochondriac und verließ deshalb nur selten seine Wohnung. Aber immer wenn ich ihn sah, erinnerte er mich an eine gruselige Version eines Nikolaus und wir nannten ihn oft auch einfach "Nikigraus". Im nachhinein war das schon sehr fies, doch jetzt war keine Zeit, darüber nachzudenken. Ich stand vor dem wohl interessantesten Fund der letzten Jahre und betrachtete nach und nach die anderen Bilder und Figuren darauf. Es schien fast so, als sei dieser Nikolaus hier, nicht so nett wie der bei uns. Denn auf einigen Bildern sah man, wie er Menschen fesselte oder wie Pakete verschnürte. Und auf anderen, wie er diese verschlang. Man sah Menschen die sich gegen ihn stellten und in eine Höhle trieben. Aber auch Dinge, die gar nichts mit ihm zu tun zu haben schienen.
Bei einer Zeichnung, die an ein Luftschiff erinnerte hielt ich schlagartig inne. Ich musste das alles unbedingt festhalten! Ich ging ein Schritt zurück um die Fotoapparate aus meinem Rucksack zu holen und bemerkte erst jetzt, das der Nebel von draußen nun auch diese Kammer erreicht hatte. Doch bei genauerer Betrachtung stellte ich fest, das dieser nicht aus Richtung Eingang  kam, sondern aus einem weiteren Durchbruch in einer nahegelegenen Wand strömte. Neugierig ging ich dorthin und hielt die Fackel hinein, um etwas sehen zu können. Der Nebel darin war sehr dicht und ich konnte nur ein paar Ketten hier und da an den Wänden entdecken und war mir unschlüssig, ob es mich mehr an ein alten Kerker oder an einen kuriosen BDSM Keller erinnern sollte. Die Neugier überwand ein weiteres mal meine Ängste und ich betrat den Raum. Nicht mal zwei Schritte konnte ich gehen, da trat ich bereits gegen die ersten Knochen, die bei genauerer Betrachtung auf dem gesamten Boden verteilt zu sein schienen. Ich fragte mich ob es sich hierbei um eine Art uraltes Massengrab handeln könnte, wurde aber von einem Skelett eines besseren belehrt, welches noch Fleischreste an seinen Knochen trug und aufrecht an der linken Wand saß.
Die Menschen hier waren noch nicht lange Tod! Durchfuhr es mich und ein Schauer lief mir den Rücken herunter.
Ich näherte mich dem fleischbesetztem Knochenmann und berührte ihn, nur um sicher zu gehen. Die Fleischreste waren sogar noch feucht und etwas blutig. Ich schreckte zurück bei dem Gedanken, dass das Tier was ihn gefressen hatte noch hier sein könnte und stieß ihn dabei versehentlich um. Das Geräusch des Aufschlags, hatte wohl etwas auf mich aufmerksam gemacht, denn sofort danach hörte ich rechts von mir ein hastiges Atmen, so wie als wäre etwas aufgewacht. Gefolgt von leicht schmatzenden Geräuschen. Hastig hielt ich meine Fackel in die Richtung der Geräusche und sah es. Das Ding, welches auf den Zeichnungen zu sehen gewesen war. Es war real. Und es lebe noch. Ich war starr vor Angst und konnte meine Augen nicht von ihm lassen. Sein riesiger Mund atmete fast schwerfällig seinen nebeligen Atem aus, wärend seine zittrigen Augen mich gierig betrachteten und immer wieder ängstlich in Richtung Fackel blickten. Ich fing mich langsam wieder und ging ein paar Schritte zurück in den anderen Raum. Langsam folgte es mir dabei mit abgehackten Bewegungen die wirkten, als könnte es sich durchaus auch schneller bewegen. Am Rucksack angekommen ging ich langsam in die Hocke, ohne es dabei aus den Augen zu lassen, öffnete die Tasche und nahm eine weitere Fackel heraus. Dieses Ding beobachtete mich dabei aus dem Durchgang heraus und schien sabbernd auf seine Chance zu warten, mich zu holen. Aber als ich die zweite Fackel entzündete erschrak es und ging ein paar Schritte zurück. Als es Anstalten machte wieder näher zu kommen, warf ich eine der Fackeln in seine Richtung und rannte mit der anderen in der Hand so schnell ich konnte, zum Ausgang der Mine. Ich wollte einfach nur weg. Mit dem Auto floh ich von dort in die nächst größere Stadt. Vorbei an den Geisterstädten, die nun NOCH unheimlicher wirkten als zuvor. Ich nahm den ersten Flug zurück und bat meinen Chef um die Veröffentlichung dieses Artikels, um die Menschen zu warnen. Als er sich weigerte und ich in folge dessen sehr ungehalten reagierte, feuerte er mich fristlos. Ich versuchte es bei anderen Zeitungen, doch niemand will mir glauben. Nicht einmal Jinchuuriki glaubte mir. Es bleibt mir also nun nichts anderes übrig, als euch auf diesem Wege zu warnen.
Bleibt weg vom Sperrgebiet Nationalpark.
Bleibt weg von diesen Diamantenminen.
Bleibt weg von diesem... Ding.






Sonntag, 1. Dezember 2019

Symbiose

(Diese Kurzgeschichte kann spuren von "Cookies" enthalten und ist von der wunderbaren SeelenSplitter vertont worden unter https://youtu.be/AA6hIbW6vM8 )


Sein Name war Jonas. Wir lernten uns im Krankenhaus kennen, nachdem der Bus, in dem wir beide gesessen hatten, in einem katastrophalen Unfall verwickelt worden war.
Nur wenige hatten überlebt und die, die aus dem gröbsten raus waren, hatten meist irreparable Schäden erlitten. So auch Jonas und ich. Glassplitter und ein unbekanntes Projektil beschädigten seine Augen so stark, dass er wohl für immer Blind sein würde. Ich selbst konnte meine Beine nicht mehr bewegen und war seit dem Unfall an einen Rollstuhl gebunden.
In dieser schweren Zeit lernten wir uns näher kennen. Wir wurden schnell sogar fast symbiotisch. Während er mich und meinen Rollstuhl als Stütze verwendete und mich durch das Krankenhaus und den angrenzenden Park schob, gab ich ihm die Anweisungen, wann und wie er laufen konnte. Es war fast so, als wäre die Welt in Ordnung, wenn wir zusammen waren. Er wurde meine Beine und ich seine Augen.
Wir gingen immer häufiger nach draußen und redeten sehr viel miteinander und noch bevor wir das Krankenhaus verlassen durften verliebten wir uns ineinander und wurden ein Paar. Es passte alles so perfekt zusammen, dass ich mich nicht traute ihm zu sagen, dass mein Körper längst Fortschritte machte und ich meine Beine sogar wieder bewegen konnte. Und so lebte ich die Lüge weiter.

Er lebte in einem kleinen Haus am Stadtrand, welches er von seinen Eltern geerbt hatte und auch sonst hatte er keine Verwandten mehr. Und ich selbst wohnte nur fünfzehn Minuten Fußweg von ihm entfernt. So fuhr ich mit dem Rollstuhl fast täglich zu ihm, um ihn in seinem Leben zu unterstützen. Ich hoffte dabei immer, mich würde niemand den ich kenne dabei sehen und so aufdecken, dass ich bereits sogar wieder laufen konnte.
Das ging eine ganze Weile gut, doch als ich einmal in einem Gespräch meine Familie erwähnte, hatte Jonas die Idee bekommen, meine Familie kennenlernen zu wollen.
Fortan drehte es sich immer wieder mal darum und jedes einzige Mal ließ ich mir irgendeine fadenscheinige Ausrede einfallen, warum das gerade nicht gehen würde. Einmal mehr erwies sich seine Blindheit als ein großer Vorteil für mich. Man hätte mir meine Verlegenheit bestimmt, dass ein oder andere mal, angesehen.
Ich meine, natürlich wäre es mir lieber gewesen, wenn er gesund geworden wär und seine Augen nicht vor Scham ständig hinter dieser hässlichen Brille verstecken würde, aber auf diese Weise, konnten wir unser Leben so weiterführen wie bisher.

Eines Abends, wir hatten gemeinsam gekocht und gegessen, äußerte er wieder mal den Wunsch, meine Familie kennenlernen zu wollen. Er würde es sich so sehr wünschen, weil er doch keine eigene Familie mehr hatte. Als mir auf Anhieb keine passende Ausrede einfiel und ich zögerte, erhob er den Vorwurf ich würde ihn nicht vorstellen wollen, weil er mir peinlich wäre und bat mich zu gehen. Dabei stand er auf und wollte sich unbeholfen Richtung Küche vortasten. Übereilt gab ich nach und sagte zu. Versprach ihm, dass ich ihn gleich morgen mal mitnehmen würde und das nicht er es war, der mir peinlich wäre, sondern meine Familie.
Das war natürlich beides falsch. Der eigentliche Grund war ja schließlich, dass meine Familie längst von meiner vollständigen Genesung wusste.
Aber es hatte seine Wirkung getan. Jonas beruhigte sich wieder und lächelte mir liebevoll und glücklich zu.
Während er im Anschluss weiterhin versuchte zur Küche vorzudringen, kam Panik in mir auf. Ich liebte ihn so sehr. Ich wollte ihn und sein lächeln nicht verlieren. Die Wahrheit, würde mir alles nehmen. UNS alles nehmen. Ich wollte nicht, dass unsere Liebe im Streit auseinander geht, also fasste ich den Entschluss uns beide zu töten, bevor es soweit kommen könnte.
Lieber tot und für immer vereint, als ein Leben ohne ihn.
Ich nahm das Tranchiermesser vom Tisch und stand aus meinem Rollstuhl auf. Barfuß schlich ich mich in die Küche und an ihn heran.
Ich hob das Messer und wollte Zustechen, da drehte er sich erschrocken um, schlug mir das Messer aus der Hand und stieß mich weg. Dabei stürzte ich so unglücklich, dass ich mit dem Kopf aufschlug und verstarb.
Das letzte, was ich sah war, wie er sich die Brille runterriss und mir panisch in die Augen sah. Auch er konnte scheinbar längst wieder sehen und hatte sich nicht getraut mir was zu sagen.

Seid dem Tag trauert er und erstickt an seinen Schuldgefühlen. Aber er kämpft. Macht weiter.
Und ich bin tot, jedoch nicht verschwunden. Mein Geist klebt an ihm und ich muss ihm jeden Tag bei seinem Leid zusehen, ohne das ich ihm jemals zeigen kann, dass ich noch da bin.

Ich kann mich wieder mal nicht bewegen und er mich nicht sehen.
Nur diesmal... Ist es für immer...

Mittwoch, 3. April 2019

Fühlen

(Diese Creepypasta kann Spuren von "Cookies" enthalten und habe ich exklusiv für SeelenSplitter geschrieben und gibt es somit auch in vertonter Form auf ihrem Kanal unter: https://youtu.be/2DtxSysCFmU  😸👍)

Ähm... Hallo. Wir haben heute den dritten März. Meine Freundin Nina hat mir geraten, wegen meiner Depressionen, eine Art Audio Tagebuch zu führen und mir dieses Diktiergerät gegeben.
Zum einen, weil sie genau weiß, dass ich zu faul zum Schreiben bin und zum anderen, um... Naja... Um eventuelle Störgeräusche zu empfangen. Mein Vater ist vor zwei Wochen verstorben und wir hoffen, vielleicht so noch irgendwie mit ihm in Kontakt treten zu können.
Nina und ich haben das mal in ein paar Videos und Filmen gesehen. Das ist wirklich interessant. White Noise Phänomen nennt man das. Oder zu Deutsch weißes Rauschen. Es beschreibt unerklärliche Geräusche auf Tonbandaufnahmen und wir glauben wirklich das man so vielleicht mit den verstorbenen noch Kontakt aufnehmen kann. Aber in erster Linie soll mir das hier einfach nur helfen, mit mir und dem Verlust klarzukommen. Es ist ein Versuch wert. Ich habe mir die nächsten zwei Wochen noch Urlaub genommen, weil ich mich derzeit eh nicht auf die Arbeit konzentrieren kann. Habe also Zeit mich auf sowas einzulassen.
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Huhu. Vierter März. Ich hab mir Gedanken gemacht, was ich heut sagen soll. Vielleicht fang ich einfach mal mit dem an, was mich so belastet...
Also gut. Mein Vater ist gestorben. Es war kein schöner Anblick. Man hatte mich ins Krankenhaus gerufen, als er mit schweren Verbrennungen dort eingeliefert wurde. Seit Mutters Tod war ich als sein Notfallkontakt gelistet. Er hatte Verbrennungen dritten, teilweise sogar vierten Grades. Und das über weite Teile des Körpers verteilt. Entgegen der Prognose der Ärzte schaffte er es sogar bei Bewusstsein zu bleiben, bis ich da war. Ich hätte ihn am liebsten in den Arm genommen und ihm gesagt, dass alles gut wird. Doch ich konnte nicht. Dieser Anblick... Er war einfach zu viel für mich. Außerdem wollte ich ihm nicht weh tun, wobei die Ärzte mir versichert haben, dass er das eh nicht spüren würde, da seine Nervenenden alle bereits, durch die stärke der Verbrennungen tot seien. Aber ganz ehrlich... Und es tut mir leid, aber es war mir auch zu ekelig. Ich weiß ich bin eine schreckliche Tochter. Er hält durch, bis ich da bin und ich... Ich mache nichts.
So oft hat er mich in den Arm genommen, wenn es mir schlecht ging. Und in diesem Moment, tat ich es nicht... Ich wünschte so sehr, die Zeit zurückschrauben zu können, um mich zu überwinden ihn ein letztes Mal in den Arm zu nehmen. Für ihn da zu sein. So wie er immer für mich da war.
Das macht mich so dermaßen fertig. Wie konnte ich nur so zu ihm sein? Ich mach Schluss für heut...
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Sechster März. Ja ich weiß. Ich hab gestern nichts aufgenommen. Ich hatte eine Downphase und einfach keine Lust dazu. Aber heute geht es wieder. Das hab ich wohl Nina zu verdanken. Sie ist wirklich meine beste Freundin, was wohl auch daher kommt, dass wir auf der selben Wellenlänge liegen und das nicht zuletzt, weil wir uns beide für Paranormales Zeug interessieren. Nicht so wie Chris, mein Freund. Der kann mit alldem einfach nichts anfangen. Und er versteht auch nicht, warum mich das alles so belastet. Ich glaube das mein Dad noch da ist. Und das er noch nicht gehen kann, solange ich noch nicht damit abgeschlossen habe. Chris hält das für Schwachsinn. Aber Nina nicht. Sie rief mich heute an und sagte mir, sie hätte im Netz ein neues Ritual gefunden, dass mich interessieren könnte. Genaueres wollte sie mir noch nicht sagen. Ich bin gespannt. Wir haben uns für morgen verabredet.

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Okay. Das war interessant. Ach ja, siebter März. Aber wie gesagt, das war interessant. Nina hatte auf einer Website ein Voodoo Ritual entdeckt, welches die eigene Wahrnehmung so stark anregen soll, dass man die Anwesenheit von Geistern SOGAR spüren kann! Als sie sagte, dass ich auf diese weise vielleicht doch noch mal meinen Dad in die Arme schließen könnte, hatte sie mich. Für das Ritual brauchen wir ein paar Zutaten, die gemeinsam verbrannt werden müssen, um den entstehenden Rauch zu inhalieren. Riskant, ich weiß, aber ich muss es einfach ausprobieren. Das bin ich meinem Vater schuldig. Wir haben auf jeden Fall die nötigen Dinge im Internet gefunden und bestellt. Sie sollten in zwei bis drei Tagen hier eintreffen. Ich bin nervös. Ich glaube, ich höre mir morgen schon mal die letzten Aufnahmen an. Vielleicht kann ich ja schon irgendwas Außergewöhnliches entdecken.

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Achter März. Heut ist ein scheiß Tag. In den Aufnahmen der letzten Tage konnte ich nichts unerklärliches feststellen. Leider. Und aus Frust hab ich mich auch noch mit Chris gestritten. Er kann einfach nicht verstehen, warum ich nicht so einfach loslassen kann. Wie auch. Er hat noch nie einen Todesfall erfahren. Und auch sonst ist er nicht der Typ für spirituelles oder Gefühlsduseleien.
Ich hab ihm auf jeden Fall nichts von unseren Plänen und dem Ritual erzählt. Er würde es nicht gut finden und versuchen es mir auszureden. Schade eigentlich. Ich hätte ihn gern dabei.
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Wir haben heut den.... Neunten März. Die Pakete sind noch nicht eingetroffen. Hoffentlich kommen sie morgen. Nina und ich haben heute schon mal die Feuerschale in ihrem Garten vorbereitet. Wir werden das Ritual wohl dort durchführen. Ich hoffe wir tun das richtige. Es könnte auch sein, dass das alles nur Fake ist. Ein Internet Troll der sich mit der Veröffentlichung eines falschen Rituals einen perversen Spaß erlaubt. Oder vielleicht ist es sogar gefährlich und schädlich. Die Nervosität steigt.

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Zehnter März. Nachdem alle Zutaten heute angekommen sind, habe ich keine Sekunde gewartet und bin sofort damit zu Nina gefahren. Nur um dort festzustellen, dass eine Sache doch noch fehlt. So ein Mist. Also bin ich wieder nach Hause gefahren, nachdem wir uns noch ein bisschen unterhalten hatten.
Zuhause hat Chris schon auf mich gewartet. Er überraschte mich mit einer Rose und meinem Lieblingsgericht zu unserem Jahrestag, den ich leider bei all den Gedanken im Kopf vergessen hatte. Das schien ihm anfangs nicht viel auszumachen. Das änderte sich allerdings, als ich später seine Annäherungsversuche abblockte und ihm sagte, dass ich nicht in Stimmung für Zweisamkeit bin und lieber heut Abend allein wäre. Ich mein, ich liebe ihn, ich liebe ihn wirklich, aber meine gesamte Kraft und alle Gedanken fließen gerade in das bevorstehende Ritual. Ich hoffe er beruhigt sich wieder. Ich mache es wieder gut, sobald ich kann. Versprochen.

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Elfter März. Chris scheint immer noch beleidigt. Ich hab das als Vorwand genommen, um mit dem letzten Päckchen, welches heute angekommen ist, zu Nina zu fahren. Wir haben uns an das Mischungsverhältnis aus der Anleitung haargenau gehalten und alles so gemacht wie es dort geschrieben stand. Doch außer einem kräftigem Husten nach dem Inhalieren, ist leider nichts passiert. Enttäuschend. Nina will weiter schauen, ob es noch was anderes gibt. Es ist so schade. Ich hab echt gehofft, dass an diesem Ritual was dran ist. Das ganze Prozedere und die Zutaten wirkten so... Authentisch. Und billig war es auch nicht gewesen. Egal. Es muss doch einen Weg geben. Die Aufnahmen haben auch noch nichts ergeben. Papa... Hörst du mich? Gib mir doch ein Zeichen...

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Heute haben wir den zwölften März und irgendwas ist anders. Also entweder ist es Zufall, Einbildung, oder das Ritual hat doch ein Stück weit funktioniert. Meine Haut fühlt sich... komisch an. Sensibler. Ich hab das Gefühl, selbst kleinste Konturen und Unebenheiten viel intensiver Spüren zu können. Sollte das wirklich mit dem Ritus zu tun haben, ist das zwar nicht ganz das Ergebnis, welches wir damit erhofft haben, geht aber schon in die richtige Richtung. Nina und ich haben heute den ganzen Tag versucht herauszufinden, wie stark dieser Effekt bei mir wirkt und es schien sich ununterbrochen weiterzuentwickeln. Ich kann nicht nur alles besser und intensiver spüren, sondern fühle am gesamten Körper alles zehnmal so stark. Ich bin gespannt, wohin das noch führt. Vielleicht kann ich ja doch bald den Geist meines Vaters nochmal in die Arme schließen. Ich wünsche es mir so sehr.

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Dreizehnter März. Ich weiß gar nicht, ob ich auf Tonband darüber reden sollte, aber Wow!
Als Chris gestern Abend nach der Arbeit nach Hause kam und mich zur Begrüßung küsste, fühlte sich auch der Kuss um ein vielfaches intensiver an. Mein gesamter Körper kribbelte extrem und... Naja was soll ich sagen, wir hatten Sex. Das erste Mal seit Wochen. Und es war unglaublich. Jede Berührung, jeder Kuss war einfach ekstatisch. Es war überwältigend ihn so spüren zu können. Seine Hände, die mich überall streichelten und berührten brachten mich fast um den Verstand. Sogar seinen Atem konnte ich überdeutlich auf meiner Haut wahrnehmen. Ich kann mich nicht erinnern jemals so viel Leidenschaft gespürt zu haben.
Doch ich muss ehrlich sagen, ob ich das heute wiederholen möchte weiß ich noch nicht. Meine Empfindlichkeit ist bis jetzt immer noch weiter gestiegen. Momentan empfinde ich jede Bewegung eher als störend. Ich frag mich, wohin das noch führt.

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Heute haben wir den vierzehnten? Keine Ahnung. Mir fällt das Konzentrieren grade schwer, weil mir einfach alles weh tut. Meine Haut ist inzwischen so empfindlich, dass ich gerade im Moment nicht mal Klamotten tragen will, weil mich die Reibung fertig macht. Und selbst einfache Dinge, wie dieses Diktiergerät hier zu halten, fühlt sich schmerzhaft an. Nina hab ich auch für heute abgesagt. Ich kann sie ja unmöglich nackt hereinlassen. Außerdem will ich mich gerade einfach nur verkriechen, bis es wieder besser wird. Chris ist zu seinen Eltern gefahren. Er wird dort ein paar Tage bleiben. Es fällt ihm schwer mit der Situation umzugehen, sagt er. Aber ich habe gerade auch keine Lust mit ihm darüber zu diskutieren.

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Ich hab mich heute, wir haben den fünfzehnten März, doch mal aufgerafft zum Arzt zu gehen. Die Schmerzen die mir die Kleidung und jeder Schritt dabei verursacht hat, war zwar fast unerträglich, aber es wird immer schlimmer und ich wollte wissen, was ich dagegen tun kann. Da ich mich allerdings nicht getraut habe, ihm von dem Ritual zu erzählen und ich keine sichtbaren Symptome aufzuweisen hatte, konnte er nicht wirklich viel für mich tun, außer mich krankzuschreiben und mir ein Rezept für stärkere Schmerzmittel mitzugeben. Ich musste im Treppenhaus mehrfach anhalten, weil das Scheuern der Klamotten mich fast um den Verstand gebracht hat. Auch auf dem Heimweg musste ich gleich mehrere Pausen einlegen. Ich habe die Zeiten genutzt um mit dem Handy etwas im Internet zu recherchieren. Nichts. Scheinbar hat niemand jemals dieses Ritual ausprobiert. Selbst auf der Seite wo das Ritual veröffentlicht ist, gibt es keinerlei Beiträge.  Was ein scheiß Tag.

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Sechzehnter März. Nina macht sich Sorgen. Im Gegensatz zu Chris. Sie steht heute schon fünfzehn Mal im Display. Aber ich hab keine Lust ans Telefon zu gehen. Ich habe heute einen riesigen schrecken bekommen, als eine klitzekleine Fliege auf meinem Arm gelandet ist. Es war so deutlich und tat so weh, das ich aufgesprungen bin und mich am Tisch gestoßen habe. Obwohl ich nur mit dem Bein dagegen geknallt bin, hat mich der Zusammenstoß mit Tisch so schmerzhaft getroffen, dass ich für fast drei Stunden das Bewusstsein verloren habe... Seit ich wieder zu mir gekommen bin, spüre ich ein Kribbeln am ganzen Körper. Ich würde das Gefühl gerne abwaschen. Aber ich habe Angst, was das Wasser mit mir und meiner Haut macht. Ich denke, ich nehme noch mehr Schmerzmittel und werde versuchen etwas zu schlafen.

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Siebzehnter März...
Ich glaube... ich werde wahnsinnig... Meine ganze Haut fühlt sich an... als ob unzählige kleine Tierchen sich darauf tummeln... Sich in meinem Körper reinfressen... Sich in mich eingraben... Als wenn ich alle Bakterien und sonstige Partikel spüren könnte... Ich halte das nicht länger aus... Ich kann nicht mehr... Will nicht mehr... Ich werde das jetzt und hier beenden... Papa... Nun können wir uns vielleicht... doch noch in die Arme schließen.......






Montag, 11. Februar 2019

Soso's unter dem Bett

(Diese Micro Creepypasta kann Spuren von "Cookies" und Insidergags enthalten. Es ist ein Geschenk von mir für Soso, welches im Livestream von Ver-Toni (zum Thema Urkomisch) vorgetragen wurde. 😸👍)


Stimmen:
Polizeisprecher/Protokoll
Herr S.
(stimmlage)


Titel: "Soso's unter dem Bett"

Auszug aus der Polizeilichen Aussage von Herr S.

Okay. Also nochmal von vorne. (klingt genervt)
Ich hatte gerade meine Schicht an der Kasse beendet und mich auf den Weg nach Hause gemacht. Ich war zwar noch etwas genervt von der Arbeit, konnte jedoch zwischendurch in meinem Discord Server etwas Ablenkung finden, was die ganze Sache dann auch etwas erträglicher gemacht hatte.
Soso und Sebbo hatten mal wieder so manch merkwürdiges Zeug geschrieben, von Soso's unter dem Bett und irgendwas von einer Rieke.
Das kann zwar auch urkomisch sein, aber manchmal frage ich mich was die zwei eigentlich gesoffen haben. Ihren Aussagen Zufolge wahrscheinlich Rum. (lacht kurz auf)
Naja auf jeden Fall. Als ich Zuhause angekommen war und die Wohnung betrat, bekam ich bereits das Gefühl beobachtet zu werden. Das wurde noch bedrohlicher, als ich etwas aus meinem Augenwinkel an mir vorbeihuschen sah. Direkt ins Schlafzimmer. Ich hatte mich zwar ziemlich erschrocken, war mir aber erst nicht sicher ob ich mir das nicht doch nur eingebildet hatte. Als ich jedoch das Schlafzimmer betrat und ein hohes kichern vernahm, war ich mir sicher, DAS war wirklich real.
Das kichern schien von unter dem Bett zu kommen und ich musste unweigerlich an das Gespräch zwischen Soso und Sebbo denken. Soso's unter dem Bett.
Ich weiß noch wie ich mir dachte, dass das doch gar nicht sein kann.
Ich habe mich dann vorsichtig zum Bett hin bewegt um auf die Knie zu gehen und darunter zu schauen.
Sie glauben gar nicht wie erleichtert ich war, als ich sah, dass sich nichts und niemand darunter befand.
Als ich mich dann wieder aufrichten wollte sah ich es... (seine Stimme wird brüchig)
Es war klein, über und über mit Orangenen Haaren bedeckt und grinste mich unnatürlich mit unzähligen spitzen Zähnen an.
Diese Zähne... Wären die nicht gewesen, hätte es sich bei dem "Ding" genauso gut um ein Baby Orang Utan handeln können.
Als es dann auch noch anfing, mit viel zu heller Stimme davon zu sprechen, wie lecker doch mein Bein aussehen würde und dabei die spitzen Zähne leckte und lachte, geriet ich in Panik und verließ fluchtartig das Zimmer und verschloss die Tür hinter mir.
So in Sicherheit, lehnte ich mich an die Tür und atmete tief durch.
Ein merkwürdiges, anderes lachen, lenkte meine Aufmerksamkeit auf die zwei Augen, die mich von unter dem Tisch, direkt vor mir, aus anleuchteten. Die Stimme sagte abfällig, dass man so doch nicht sein Soso behandeln könnte und fing an sich zu erheben.
Es richtete sich immer weiter auf und warf dabei schließlich auch den Tisch um, was ihn nicht daran hinderte, sich noch großer zu machen. Das Mischwesen aus Faultier und Bär schaute mich interessiert an und das Pflaster Symbol auf seiner Brust verdeutlichte mir sofort, dass dieses Wesen vor mir Sebbo war.
Ich rannte so schnell wie ich konnte aus der Wohnung und umgehend hierher zur Polizei.
(wird nun wieder leicht panisch)
Sie müssen einfach schauen ob diese "Dinger" noch in meiner Wohnung sind!
Und ich will Anzeige erstatten!!!
Gegen Sebbo und Soso. Wegen Hausfriedensbruch und Bedrohung oder so. Und ich will...
(erschrickt und bekommt jetzt richtig Panik) ...Da vorn!!! Hinter dem Schreibtisch!!! Diese orangenen Haare!!!

Hier unterbricht die Aufnahme.

Von dem Zeugen und den Beamten, die in dieser Nacht Dienst hatten fehlt seit dem jede Spur.
Die Begehung von Herr S. Wohnung bestätigt dessen Aussage im wesentlichen.
Irgendwelche Hinweise zu anderen Personen oder gar Kreaturen, konnten jedoch nicht gefunden werden.
Die Suche nach seinen Abonnenten Soso und Sebbo blieb ohne Erfolg. 
Jedoch werden die Meldungen von bissigen Tieren, die unter Betten hervor schnellen seit ein paar Tagen häufiger.
Um vollständige Aufklärung wird gebeten.









Mittwoch, 6. Februar 2019

Das Phobos Projekt

(Diese Creepypasta kann spuren von "Cookies" enthalten und habe ich exklusiv für SeelenSplitter und ihre Community geschrieben und wurde auch von ihr vertont auf YouTube unter folgendem Link: https://youtu.be/Sn6rbjlkA6Q 😸👍)

Der 15.01.2012 war wohl rückblickend der Tag der alles verändert hatte. Jener Tag, an dem die Mission Fobus-Grunt für gescheitert erklärt wurde. Gemeinsam mit der Chinesischen Marssonde Yinghuo-1 sollte sie Bodenproben vom Marsmond Phobos sammeln und zur Erde bringen. Der Start Richtung Mars sei jedoch misslungenen und die Sonde später in der Erdatmosphäre verglüht, hieß damals die offizielle Stellungnahme vonseiten der Regierungen. Natürlich gab es auch Stimmen, die das nicht glaubten und sich irgendwelche kuriosen Verschwörungstheorien aus den Fingern saugten, doch die Wahrheit war noch so viel unglaubhafter als alles, was diese Gestalten sich auch nur hätten vorstellen können.
Damals begann ich hier in dieser Einrichtung mit meinen Forschungen an den Bodenproben, die diese, in Wahrheit sehr wohl gelungene, Mission mit zur Erde gebracht hatte. Und nicht nur ich. Aus allen Teilen der Welt wurden Wissenschaftler, Physiker, Biologen und der Gleichen hinzugezogen, denn es war geradezu außergewöhnlich, was sich uns dort präsentierte.
Die merkwürdigen Gasausbrüche, welche die Sonde Fobos 2 bereits im Jahr 1989 aufzeichnen konnte, hatte zwar schon früh darauf hingewiesen, dass etwas mit diesem Mond nicht stimmt, aber was das war, sahen wir erst an diesem besonderen Tag. Denn die Bodenproben hätten, wie der Name schon andeutet, aus Sand oder einfachen Gesteinsschichten sein sollen, doch bereits die ersten Untersuchungen zeigten deutlich, dass die Proben zwar versteinert, allerdings von organischer Natur waren.
Während wir in unseren Laboren auf hochtouren daran arbeiteten, herauszufinden, was es mit diesem versteinerten Gewebe auf sich hatte, waren Astronomen weiterhin damit beschäftigt, den Mond Phobos im Auge zu behalten. Ihre Aufmerksamkeit wurde von den, wie Dehnungsstreifen aussehenden Linien geweckt, die sich von der, als Stickney-Krater bekannt gewordenen Vertiefung aus, über die Mondoberfläche zogen. Mit besseren technischen Möglichkeiten gelang es ihnen dann später zu erkennen, dass die Oberfläche des Marstrabanten sanft vor sich hin pulsierte.
Einfach alles deutete darauf hin, das Phobos kein Mond oder der gleichen war. Es war lebendig. Wie ein Geschwür wucherte es vermutlich seit Äonen von Jahren in der Nähe des Mars und wir standen fassungslos vor dieser Erkenntnis. Doch auch dieses Wissen bröckelte erneut, als die Oberfläche eines Tages begann aufzubrechen. Langsam nur und Stück für Stück. Wie eine Eierschale, aus der sich ein süßes Küken zu befreien versuchte, wurden die Risse größer, und heute Nacht um etwa 3 Uhr, war es dann soweit, und das "Ding" befreite sich und erblickte das Licht der Welt. Die Bilder, die uns erreichten waren atemberaubend und Furcht einflößen zu gleich. Welch schöner Zufall, das gerade der Mond Phobos, eine solch "Furcht" einflößende Präsenz entwickelte. Jener Mond der nach dem griechischen Gott Phobos benannt wurde. Dem Gott der Furcht.
Aber oftmals wurde von ihm in der Mythologie auch als Daimon gesprochen. Und Daimon, oder Dämon, wie wir es heute ausdrücken, trifft es da auch wohl viel besser, in Anbetracht der grauenvollen Vorfälle der Stunden nach diesem Vorfall.
Mit dem Schlüpfen dieses Wesens im All, hatten die versteinerten organischen Proben hier auf der Erde angefangen zu reagieren. Sie wucherten und wuchsen binnen Minuten auf ein zehnfaches ihrer Größe an, nur um dann in tausende Einzelteile zu zersplittern, die sich wiederum selbständig fortzubewegen schienen. Wie kleine Schlangen schlängelten sie sich über den Boden und verteilten sich in alle Richtungen. Jede einzelne von ihnen begann erneut zu wachsen und zu mutieren, sobald man ihnen zu nahe kam. Anfangs schienen die Arten der Mutationen zufällig. Doch schon nach kurzer Zeit fielen den ersten Menschen auf, dass sich diese Dinger immer in etwas verwandelten, dass sein gegenüber fürchtete. So waren aus den tausenden Splittern, die zum Leben erwacht waren, teilweise riesige Spinnentiere und abscheuliche albtraumhafte Kreaturen entsprungen, die trotz ihres so absolut unterschiedlichen Aussehens jedoch alle immer noch eine Sache gemeinsam hatten. Ihre offensichtliche Lust am Leid anderer. Sie fielen über uns her und töteten einen nach dem anderen, aber nicht um zu fressen. Nein. Sie taten es scheinbar aus purer Freude und Genuss. Immer wieder hörte man zwischen den gequälten schreien ihrer Opfer ihr fast schon glucksendes lachen, welches verstörend vergnügt zu sein schien. Mehrfach konnte ich mit ansehen, wie Kollegen, die inzwischen teilweise Freunde von mir geworden waren, von diesen Viechern sogar bei lebendigem Leib gehäutet wurden. Langsam. Zentimeter für Zentimeter. Wahnsinnig vor Schmerzen, aber unfähig einfach zu sterben. Diese Monster, die sie quälten, hielten sie am Leben. Versorgten sie permanent mit Energie und Adrenalin, um diesen Schmerz in den Augen ihrer Opfer so lange wie möglich verzehren zu können.
Ich selbst blieb immer in Bewegung. Lief von einem Versteck zum nächsten und versuchte nicht erwischt zu werden. Inzwischen war ich wohl die letzte hier. Denn das einzige was ich innerhalb der letzten Stunden gesehen hatte, waren tote Körper, abgetrennte Gliedmaßen und Blut...
So viel Blut...
Als ich feststellte, dass die Tür der Einrichtung offen stand und ich auch keinerlei Geräusche mehr aus meiner Nähe vernehmen konnte wurde mir klar, dass diese Wesen nun vermutlich da draußen waren, um ihr Massaker fortzusetzen. Dennoch ging ich nur langsam und vorsichtig zum Büro meines Vorgesetzten. Er lag vor seinem Schreibtisch auf dem Boden und ein tiefes Loch klaffte in seinem Bauch. Es wirkte, als hätte er es mit seinen eigenen Fingernägeln ins Fleisch gegraben, um sich selbst etwas aus dem Magen zu holen. Vermutlich war ihm eines dieser Dinger in den Rachen gekrochen, und hatte ihn von innen heraus gefoltert.
Erst jetzt, wo die Kreaturen weg zu sein schienen, fiel die Anspannung ein Stück weit von mir ab, die mich die ganze Zeit vorangetrieben hatte und mir wurde übel. Entsetzen und Panik überwältigten mich, während ich mich in dem nahestehendem Papierkorb übergab.
Ein grauenhaftes Dröhnen, welches von außerhalb zu kommen schien, verschreckte mich. Es hörte sich wie nichts Vergleichbares von dieser Welt an. Es klang sowohl metallisch, als auch lebendig und es durchdrang jede einzelne Zelle meines Körpers. Ich spürte wie mein Körper unter diesem Ton fast brach und als ich mich erschöpft aufrichtete und mir Blut aus der Nase lief, fielen meine Augen auf den Monitor meines toten Chefs. Darauf war ein Bild zu sehen. Ein Bild von dem Wesen, welches aus Phobos geschlüpft war. Umkreist von tausenden Tonnen desselben Materials, welches hier zu diesen schrecklichen Kreaturen geworden waren. "Phobos ist auf dem Weg hier her und wie es aussieht, wird er die Erde in etwa drei Stunden erreichen", stand unter der Bilddatei und als ein weiteres markerschütterndes Dröhnen meine Haut zum Platzen brachte, sah ich mit Blut verschwommenen Augen, dass diese Nachricht bereits fast vier Stunden alt war.
Nachdem ich mir die Augen etwas freigemacht hatte, humpelte ich schwach und müde zum Haupteingang und tat ins Freie.
Die Furcht, die mich durchströmte, als ich dieses gewaltige Ungetüm Phobos sah, wie es und seine Kreaturen über den Planeten hereinbrachen, fing augenblicklich an, meine Seele in Stücke zu zerreißen und ein drittes vernichtendes Dröhnen aus dem Maul des riesigen Dämons, verdammte meinen Körper schließlich, es meiner Seele gleichzutun.






Sonntag, 9. Dezember 2018

Das Ding aus dem Traum

(Diese Traumgeschichte basiert auf wahren Begebenheiten und kann Spuren von "Cookies" und Albträumen beinhalten. Außerdem gibt es sie auch in vertonter Form auf YouTube, von der guten SeelenSplitter unter folgendem Link: https://youtu.be/PRgymFDbcMw 😸)

Ich habe schon immer viel gruseligen Scheiß geträumt, aber der prägendste Traum war wohl der, den ich hatte, als ich so um die 2 Jahre alt gewesen war. Ja, damals hatte ich ihn wohl zum ersten Mal...

Ich weiß es deshalb noch so genau, weil ich mich an mein Gitterbettchen erinnern kann, in dem ich da noch schlief.
Ein schmatzendes Geräusch weckte mich aus meinem Schlaf und als meine kleinen Augen durch die Dunkelheit wanderten, blieben sie bei diesem "Ding" stehen...
Ein Wesen, so groß wie eine Tür. Über und über mit Schlamm und Haarbüscheln bedeckt oder nein, es schien daraus zu bestehen.
Entsetzt sah ich mit an, wie es dabei war, meine leblos wirkende Mutter, mit seinem riesigen abartigen Maul zu verschlingen, nur um sich dann gierig und noch immer hungrig über meinen Vater herzumachen. Das widerliche schmatzen wurde nur von dem gelegentlichen Geräusch brechender Knochen unterbrochen, die mir wie ein grausames Echo durch Mark und Bein gingen. Als der erste Schock dieser Eindrücke abebbte, entfernte ich hastig die eine lockere Stange des Gitterbettes, was ich schon früh gelernt hatte und floh so schnell und unbeholfen wie ein noch nicht lange laufen könnendes Menschlein rennen kann ins Badezimmer, um mich dort zu verstecken. Mein panischer Aufbruch hatte die Aufmerksamkeit dieser Kreatur auf sich gezogen, die unmenschlich schreiend die Verfolgung aufnahm, mich jedoch glücklicherweise nicht fand. Als das Monster schließlich seine Suche aufgab, erwachte ich.

Dieser Traum und vor allem dieses Ding, kam immer und immer wieder. Das zog sich durch alle Jahre meines Lebens in meinem Elternhaus, bis ich ausgezogen bin. Und jedes einzelne Mal, wenn ich bei meinen Eltern zu Besuch bin und dort übernachte, träume ich wieder davon...

Dabei hat der Traum im Laufe der Jahre schon wohl ein paar Wandlungen durchgemacht:
So fing das Wesen zum Beispiel an, auch meine später dazu gekommenen Geschwister auf seiner Suche nach mir zu verspeisen.
Die Geräusche, die du hörst, wenn ein Zimmer weiter dein kleiner Bruder gegessen wird, können einem schon eine Gänsehaut verpassen. Jedoch nicht so sehr wie die Tatsache, dass ich mich immer wieder in der Badewanne versteckte und mich das Monster zwar nie fand, aber jeden Traum ein Zentimeterchen näher an mich heran kam. Anfangs fiel das gar nicht auf. Ich war viel zu starr vor Angst, um auf so etwas zu achten. Seine Reflexion im Spiegel war es, die irgendwann neu war und mir ins Auge stach. So weit war es bereits vorgedrungen. Stück für Stück. Traum für Traum.
Als erste Freunde bei mir übernachteten, wurden auch diese in meinen Träumen von der Kreatur verspeist. Es schien die üppiger werdenden Mahlzeiten regelrecht zu genießen und jedes einzelne Mal, blieb ich allein zurück. Alleine mit diesem immer näher kommendem Vieh.

Doch einfach ALLES änderte sich, als ich anfing luzid zu träumen.
Luzide träume oder Klarträume sind solche Träume, in denen man völlige Klarheit darüber besitzt, dass man träumt und nach eigenem Entschluss handeln kann.
Ursprünglich entstand die Fähigkeit zwar in einem anderen Traum, der nichts hiermit zu tun hat, aber damals, stellte ich mich auch diesem Ding aus Schlamm und Haaren entgegen, als er in einem Traum nun auch noch meine Freundin zu fressen versuchte.
Ich bezwang ihn mit Leichtigkeit. Aber nicht in dem ich ihm aggressiv schaden zu fügte. Nein. Niemals könnte ich das. Nicht ohne den Grund zu wissen, was es eigentlich von mir will.
Ich entschied mich also anders und änderte lediglich die Parameter des Traums.
Mehr Helligkeit, offene Wiesen, statt geschlossene Räume. Oder ich ließ das Monster auf Mäusegröße schrumpfen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Und obwohl es jetzt weiß, das es mich nicht bekommt, versucht es das Monster trotzdem noch jedes.. verfluchte.. Mal.. wenn ich da bin.
Ich bin jetzt inzwischen 37 Jahre alt.
Das letzte Mal habe ich vor einigen Tagen bei meinen Eltern übernachtet, als ich dort zu Besuch war.
Und wie eine grausame konstante, ist es immer noch da, und versucht mich zu fressen.
Langsam werde ich der Gegenwehr müde und ich frage mich was wohl passiert, wenn ich es einfach.. einmal.. zulasse.......





Schlecht geschlafen

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Ich schlafe im Moment nicht gerne. Hab seltsame Träume in letzter Zeit. Und erholsam sind die Nächte schon lange nicht mehr. Teilweise wache ich sogar erschöpfter auf, als ich eingeschlafen bin. Und meist träum ich wie gesagt nur echt gruseliges zeug. Von Tierquälerei oder andere abartige Träume. Ich sollte echt mal zum Arzt und mich durch Checken lassen. Habe heute bei der Arbeit wieder mal eine Abmahnung bekommen, weil ich vor Müdigkeit kaum stehen konnte. Und beim Einkaufen hab ich fast vergessen zu bezahlen. So geht das auf jeden Fall nicht weiter. Hunger habe ich zurzeit auch nicht. Keine Ahnung was mit mir los ist, denn abnehmen oder so, ist auch nicht drin. Und jetzt Sitze ich hier um 18 Uhr zu Hause und leg mich ins Bett. Bereit für eine weitere unerholsame Nacht voller Albträume.

Ich werde wach. Scheiße. 18.30 Uhr. Ich habe schon wieder den gesamten Tag verpennt. Doch es fühlt sich an, als seien es nur Minuten oder Sekunden gewesen. Und schon wieder hatte ich diese beschissenen Albträume von einem absolut langweiligem Leben. Eine Arbeit zum Einschlafen, Einkaufen gehen und all dieser öde Kram. Mit Abstand "mein schlimmster Albtraum". Ich gehe ins Bad und mache mich fertig für mein heutiges "Abenteuer". Man seh ich fertig aus. Egal. Ich ziehe los. Heute will ich was Neues probieren. Nachdem ich mir erstmal was zu futtern geholt habe, werde ich in einer Bar der benachbarten Großstadt fündig. Sie sieht interessant aus und hat ihrer Freundin gerade Bescheid gegeben, das sie JETZT nach Hause gehen will. Zur Not auch ohne sie. Keine fünf Minuten später, so gegen null Uhr, macht sie ihre Drohung war, packt sich ihre Jacke und geht. Ich folge ihr in einigem Abstand. Irgendwann durchquert sie einen Park. Kein Mensch weit und breit. Meine Chance. Ich renne auf sie zu und während sie sich erschrocken umdreht packe ich sie am Hals und drücke sie zu Boden. Ich knie auf ihr und das Mondlicht spiegelt sich in ihren Augen, die sich mit Tränen füllen. Meine Finger graben sich fast krampfhaft tiefer in ihren Hals, dass es schmerzt und ihr Gesicht läuft rot an während ihre Adern massiv hervortreten. Gleich ist er da, dieser zuckersüße Moment wo sie erschlafft und ihr die lichter ausgehen. Nachdem ich sie entsorgt habe fahre ich heim. Es ist bereits 6.30 Uhr, als ich endlich ins Bett komme.

Um sieben Uhr werde ich wach. Fuck. Schon wieder so gerädert. Und meine Hände tun mir weh. Es wird immer schlimmer. Und ich habe schon wieder so ein scheiß geträumt. Ich glaube heute geh ich wirklich mal zum Arzt.